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GEDENKSTÄTTE  TEREZÌN
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AUS  DER  GESCHICHTE  THERESIENSTADTS  /  TEREZÍNS

Der deutsche Kaiser Joseph II., König von Böhmen, Ungarn-Kroatien und der Erzherzog von Österreich Joseph II. ließ 1780 bis 1790 die Festungsanlage Theresienstadt erbauen.
Von massiven Mauern umgeben liegt die Festung Theresienstadt am Zusammenfluss der Flüsse Elbe / Labe und Eger / Ohře. Die Hauptfestung und Stadt liegen auf der nördlichen Seite der Eger, die Kleine Festung auf der anderen Seite. Sie liegen an der Fernstraße Dresden – Prag, etwa 6o Kilometer nördlich von Prag und 100 Kilometer südlich von Dresden.
Die Hauptfestung – die Garnisonsstadt mit den Kasernen – und die Kleine Festung waren damals eine der modernsten Festungsanlagen Europas. Dennoch verlor sie relativ schnell aufgrund der politischen Entwicklung nach der Französischen Revolution und der sich schnell entwickelnden Kriegstechnik ihre militärische Aufgabe.
Daher haben beide Festungen eine unterschiedliche Geschichte:
Aus der Hauptfestung (nördlich der Eger) wurde eine Garnisonsstadt,
aus der Kleinen Festung (südlich der Eger) ein Gefängnis.

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DIE  KLEINE  FESTUNG
DAS  SPÄTERE  GEFÄNGNIS  DER  GESTAPO

Die Kleine Festung diente bereits kurz nach ihrer Fertigstellung als Gefängnis für straffällig gewordene Soldaten der Habsburger Monarchie und für politische Gefangene.
Die Nationalsozialisten nutzten nach der Okkupation der tschechischen Länder die Kleine Festung ab 1940 als Gefängnis der Geheimen Staatspolizei. Die meisten Gefangenen waren aus der ehemaligen Tschechoslowakei - tschechische und mährische Patrioten sowie Mitglieder einzelner Gruppen oder Organisationen des Widerstands -. Etwa ein Zehntel stammte aus den besetzten Gebieten Europas: aus den okkupierten Gebieten der Sowjetunion, aus Polen, Jugoslawien, Frankreich, England und anderen Staaten.
Etwa 32.000 Menschen, davon 5.000 Frauen, wurden hier in den Jahren 1940 bis 1945 gefangen gehalten.
Seit 1943 fanden Exekutionen in der Kleinen Festung auf dem Hinrichtungsplatz statt. Etwa 300 Häftlinge wurden hingerichtet, ohne Gerichtsurteil auf der Basis der 'Sonderbehandlung'. Die letzte Hinrichtung am 2. Mai 1945 kostete 51 Gefangene, vorwiegend Repräsentanten des jugendlichen Widerstands, sowie auch einen Denunzianten, das Leben. Zu diesem Zeitpunkt war Hitler bereits tot und das Ghetto unter Schutz vom Internationalen Roten Kreuz übernommen worden.
Die Lebensbedingungen der Gefangenen verschlechterten sich von Jahr zu Jahr. Die Zustände unterschieden sich kaum von denen der Konzentrationslager. Die Häftlinge der Kleinen Festung waren zur Arbeit verpflichtet: Interne Kommandos unterhielten die Festungsanlagen und waren für das Funktionieren des Gefängnisses verantwortlich, andere mussten die Felder in der Umgebung bearbeiten. Die Mehrzahl der Gefangenen leistete Zwangsarbeit: außerhalb der Kleinen Festung bei verschiedenen Firmen und in unterirdischen Anlagen (Realisierung der unterirdischen Bauprojekte mit den Tarnnamen  ´Richard I und II´ bei Leitmeritz / Litoměřice) für das Deutsche Reich.
Nur abends in den kurzen Ruhezeiten konnten sich die Gefangenen von den Demütigungen und dem Terror der Aufseher erholen. In ihren Zellen bildeten sich dauerhafte, zuverlässige Kollektive für geheime politische und kulturelle Veranstaltungen: Wissenschaftliche Gespräche und Präsentationen wurden von Wissenschaftlern und Künstlern unterschiedlichster Fachrichtungen abgehalten. In anderen Zellen fanden geheime, kulturelle Abende mit Singen und Rezitationen statt, Geistliche hielten Andachten. Selbst unter solchen unmenschlichen Bedingungen bewahrten die Gefangenen ihre Kreativität. Zahlreiche Gedichte und einfache Zeichnungen als hervorragende Dokumente entstanden hier. Kulturelles und politisches Leben in den Zellen sowie geheime Plätze außerhalb des Gefängnisses halfen den Gefangenen, den täglichen Horror und die Schikanen der Wachmannschaften zu überstehen.
Die Kleine Festung war ein Durchgangs-Gefängnis, aus dem die Gefangenen nach einer gewissen Zeit entweder vor Gericht gestellt oder in ein Konzentrationslager überstellt wurden. Etwa 2.600 Häftlinge überlebten nicht: Hunger, Misshandlungen, ungenügende medizinische Versorgung und mangelhafte Hygiene führten zu ihrem Tod. Mehrere Tausend verloren ihr Leben, nachdem sie aus Theresienstadt abgeschoben waren.
Räumlichkeiten der Kleinen Festung wurden 1944 auch vom Konzentrationslager Flossenbürg genutzt.
Nach der Befreiung am 8. Mai 1945 übernahmen die tschechoslowakischen Behörden das Gefängnis und die Kranken wurden in das bisherige Ghetto überführt. Bis August 1945 dauerte von dort aus die Rückführung der befreiten kranken Gefangenen.
Unter den Gefangenen waren:
• doc. Vladimír Krajina, einer der führenden Repräsentanten des demokratischen Widerstands,
• führende Mitglieder des militärischen Widerstands wie die Generäle Hugo Vojta, František Kravák, Viktor Spěváček und František Melichar,
• der ehemalige Generalstabschef, General Ludvík Krejčí,
• Prof. Vojtěch Čížek,  Leiter von Věrni zůstaneme („Wir bleiben treu“),
• der Schriftsteller K.J. Beneš,
• der Herausgeber Otakar Wünsch,
• JUDr. Milada Horáková,
• die leitenden Funktionäre der kommunistischen Partei Václav Sinkule, Eduard Urx, MUDr. Miloš Nedvěd, Milada Pixová und Marie Zápotocká.
• Nach dem Heydrich-Attentat im Jahr 1942 wurden Studenten aus Roudnice gemeinsam mit Verwandten und Mitarbeitern der Attentäter Kubiš and Valčík hierher gebracht; 252 von ihnen wurden im Oktober 1942 in Mauthausen hingerichtet.
• Vom Sender Radio Prag war der Reporter František Kocourek inhaftiert
• ferner der Karikaturist František Bidlo,
• der ehemalige Außenminister Kamil Krofta (Universitätsprofessor und
    Historiker)
• und Prof. Karel Štipl.
Nach dem Ende des Krieges brachte man in den Zellen des vierten Hofes gefangene Mitglieder der Wehrmacht und der SS unter, ebenfalls unter unmenschlichen Bedingungen.
Außerdem diente die Kleine Festung von 1945 bis 1948 als Sammellager für die deutsche Bevölkerung, vorwiegend Sudetendeutsche, die ausgesiedelt werden sollten.

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DIE GARNISONSSTADT
DAS SPÄTERE GHETTO THERESIENSTADT

Zur Zeit der Habsburger wurde die Garnisonsstadt Theresienstadt von etwa 3.500 österreichischen Soldaten (in den 11 Kasernen der Stadt) und etwa 3.500 Zivilisten, Angehörigen der Soldaten, von Handwerkern, Händlern, Gastwirten u.ä. bewohnt.
Nach dem Münchner Abkommen (1938) wurden von Deutschen (Sudetendeutschen) bewohnte Randgebiete der Tschechoslowakei in das deutsche Staatsgebiet eingegliedert, sodass Theresienstadt als letzte tschechische Stadt vor der Grenze des neuen Deutschen Reiches zu einer tschechischen Grenzstadt wurde.
Ein wesentlicher Bestandteil der nationalsozialistischen Pläne für eine Neuordnung Europas war die sogenannte Endlösung der Judenfrage. Auch in den okkupierten tschechischen Ländern waren die Einwohner jüdischer Herkunft verfolgt und ab November 1941 nach und nach in die Stadt Theresienstadt / Terezín deportiert, wo die Nationalsozialisten ein Ghetto für sie eingerichtet hatten, denn die Festungsstadt erschien äußerst günstig, sowohl für die Bewachung der Ghettobewohner als auch für das Wachpersonal. Hier sollten die Juden gesammelt werden, bis die Vernichtungslager im Osten für die endgültige Auslöschung fertiggestellt waren. Der Bahnhof Bauschowitz / Bohušovice als Endstation für die Deportationszüge war nur drei Kilometer entfernt.
Zunächst waren für die Unterbringung der jüdischen Gefangenen nur die Kasernen in der Stadt vorgesehen. Erst nachdem alle tschechischen Einwohner bis Mitte 1942 die Stadt verlassen hatten, konnten auch die Privathäuser mit Gefangenen belegt werden. Bald waren beinahe 60.000 gefangene Menschen in der Stadt. Wegen der enormen Überbelegung mussten auch Dachböden, Keller und Kasematten innerhalb der Stadtmauer genutzt werden. Theresienstadt wurde zu einem großen Konzentrationslager für die Juden. In den Transporten gelangten Tausende Juden in das Ghetto, anfangs nur aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, dann auch aus Deutschland, Österreich (damals Ostmark), den Niederlanden und Dänemark, später auch noch aus der Slowakei und Ungarn.
Das Theresienstädter Ghetto wurde von einem SS-Kommandanten geleitet, dessen Befehle und Anweisungen die jüdische Selbstverwaltung unter der Leitung eines Judenältesten ausführen musste. Die jüdische Selbstverwaltung war für die innere Organisation des Ghettos zuständig, für die direkte Bewachung der Ghettohäftlinge die tschechische Gendarmerie. Die Mehrheit dieser Männer sympathisierte mit den Gefangenen, versuchte zu helfen und den Kontakt mit der Außenwelt aufrechtzuerhalten.
Verbote und Verordnungen der SS-Kommandantur regelten das Leben im Ghetto. Allein das kulturelle Leben, das die SS zuließ, sollte die Wahrheit über das Schicksal der Juden verschleiern. Kunst war für die Gefangenen ein Mittel zur Bewältigung ihrer Depressionen und der Angst vor der ungewissen Zukunft.
Die jüdische Selbstverwaltung versuchte sicherzustellen, dass die inhaftierten Kinder trotz des Verbotes weiterhin Schulbildung erhielten. Die Ghettokinder sollten nicht den Anschluss an den Bildungstand ihrer ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler verpassen und für ihr späteres Leben in der Freiheit vorbereitet sein. Mit großer Selbstaufopferung der Lehrenden fand dieser illegale, geheime Unterricht statt.
Entsprechend den Schlussfolgerungen der Wannsee-Konferenz in Januar 1942 sollte Theresienstadt zu einem Ghetto für Alte und Prominente werden, für Menschen, die hohe Auszeichnungen trugen, oder die wichtige Kontakte ins Ausland hatten.
Die wichtigste Funktion des Ghettos Theresienstadt war jedoch der Weitertransport der Häftlinge in die Vernichtungsstätten im Osten. 63 Transporte verließen Theresienstadt, die meisten nach Auschwitz-Birkenau (heute: Oświęcim-Brzezinka). Immer wieder kamen auch neue Deportationszüge in Theresienstadt an.
Viele Menschen erlebten diese Deportation nicht, weil sie schon vorher durch Hunger, unmenschliche Lebensbedingungen und Krankheiten starben.
Die Bezeichnung als "Modell-Ghetto" war ein Bestandteil der propagandistischen Funktion des Ghettos: Die SS erwartete den Besuch einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes. Dieser Besuch wurde von der SS exakt vorbereitet und mehrfach geprobt. Der Besuch fand im Juli 1944 statt, im April 1945 ein weiterer, an dem auch Adolf Eichmann teilnahm.
Während des Krieges - in weniger als vier Jahren - kamen etwa 140.000 Menschen in das Ghetto, davon waren etwas mehr als die Hälfte Protektoratsangehörige, also Juden aus Böhmen und Mähren. Etwa 42.000 Menschen waren deutsche Juden, 15.000 kamen aus Österreich, 5.000 aus den Niederlanden, 1.000 aus Ungarn, 1.500 aus der Slowakei und nicht ganz 500 Juden aus Dänemark, die aufgrund der Haltung des dänischen Königs einige Privilegien hatten und vor der Deportation sicher waren.
Außerdem kamen in den letzten Tagen des Krieges weitere annähernd 15.500 Häftlinge aus den liquidierten Konzentrationslagern nach Theresienstadt. Insgesamt durchliefen also mehr als 155.000 Gefangene das Lager.
Über 35.000 Gefangene des Ghettos starben an den Folgen der unmenschlichen Behandlung: Hunger, unzureichenden Unterkünfte, schlechten hygienischen Bedingungen, psychischem Stress. Von den über 87.000 aus dem Ghetto deportierten Menschen erlebten nur etwa 3.800 ihre Befreiung.
Von den ungefähr 10.500 Kindern, die nach Theresienstadt kamen, überlebten nur knapp 2.500, darunter rund 1.600 Kinder im Alter von 15 und jünger. Nur die Kinder, die im Ghetto Theresienstadt bleiben durften, hatten eine Chance zum Überleben, trotzdem sind an 500 von denen in Theresienstadt verstorben. Weitere 7.500 Kinder wurden nach Auschwitz deportiert, wo sie fast alle in den Gaskammern ermordet wurden. Von ihnen kamen nur 1.242 Kinder zurück.
Die einzigen Dinge, die an die ermordeten Kinder heute erinnern, sind ihre Zeichnungen, Gedichte, Tagebücher, illegal hergestellte Zeitschriften.
Mit den schon erwähnten Transporten am Ende des Krieges kamen einige gefangenen Menschen zum zweiten Mal nach Theresienstadt. Mit ihnen und diesen Transporten gelangten auch Typhus und besonders Flecktyphus ins Ghetto. Noch etwa 1.500 Menschen starben an den Folgen dieser Epidemien, sehr viele noch nach der Befreiung.
Zu den Persönlichkeiten, die aktiv das kulturelle Leben in Theresienstadt gestalteten, gehören:
die Schriftsteller Karel Poláček and Norbert  Frýd,
aus der Welt der Musik Karel Berman, David Grünfeld, Ada Hechtová, Karel Ančerl, Rudolf Franěk, Karel Reiner, Viktor Ullmann, Gideon Klein, Pavel Haas, Hans Krása und F. E. Klein,
aus dem Theater- und Kabarettleben František Zelenka, Gustav Schorsch, Vlasta Schönová, Karel Švenk, Zdeněk Jelínek, Ota Růžička, Kurt Gerron, Hanuš Hofer und Leo Strauss,
aus dem Bereich der bildenden Kunst Bedřich Fritta, Otto Ungar, Leo Haas, Ferdinand Bloch, Karel Fleischmann, Petr Kien, Adolf Aussenberg, Charlota Burešová, Rudolf Saudek, Jo Spier und Arnold Zadikow.

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KONZENTRATIONSLAGER LEITMERITZ

In den letzten Kriegsjahren, als die deutsche Rüstungsindustrie zunehmend von der alliierten Luftwaffe bombardiert wurde, verlagerten die Nationalsozialisten Teile der Produktion in unterirdische Anlagen. In Leitmeritz / Litomĕřice wurde der ehemalige Kalksteinbruch unter dem Radobýl für diesen Zweck ausgebaut.
Im Frühjahr 1944 begannen die Arbeiten unter dem Tarnnamen Richard I und Richard II. Tausende Gefangene, vor allem Polen, Juden, Bürger der damaligen Staaten Sowjetunion und Jugoslawien, Franzosen, Belgier, Italiener aber auch Angehörige anderer Nationalitäten wurden damals zur Sklavenarbeit eingesetzt. Für sie wurde in der Nähe der Baustelle ein Lager gebaut, ein Zweiglager des berüchtigten Konzentrationslagers Flossenbürg.
Häftlinge bereiteten das Baugelände vor, gruben Stollen und bereiteten die Büroräume und Produktionshallen vor. Ausgewählte Fachkräfte und Zwangsarbeiter arbeiteten dann in der Produktion von Motorteilen für Panzer, schwere Militärfahrzeuge und Schiffe.
Unmenschliche Behandlung, Hunger, Sklavenarbeit unter Tage, wo ständig Gesteinsabbrüche drohten, und schließlich der Ausbruch der Typhusepidemie waren Ursache für den Tod von 4.500 der insgesamt 18.000 Gefangenen innerhalb eines Jahres.
Ende 1944 begann man in der Nähe des Außenlagers Leitmeritz den Bau eines Krematoriums in einer ehemaligen Ziegeltrockenanlage. 1945 ging es für wenige Wochen noch in Betrieb.
Das Gelände, auf dem das Krematorium steht, ist heute eine Gedenkstätte, während das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers von der tschechoslowakischen Armee nach dem Krieg zu einer Kaserne umgewandelt wurde.

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BEFREIUNG

Die Situation der Gefangenen in Theresienstadt – sowohl im Ghetto als auch im Polizeigefängnis – verschlechterte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges konstant.
Mit den Evakuierungstransporten, die zwischen dem 20. April und dem 6. Mai 1945 hier eintrafen, brachten Tausende der schwerkranken Gefangenen Flecktyphus mit, der sich schnell im Ghetto und dann auch in der Kleinen Festung ausbreitete. Prager Ärzte unter der Leitung des Epidermiologen MUDr. Karel Raška organisierten die 'Tschechische Hilfsaktion' zur Rettung der Gefangenen in Terezín.
Mitarbeiter dieser 'Tschechischen Hilfsaktion' begannen ihre Tätigkeit am 4. Mai 1945 zunächst in der Kleinen Festung. Gleichzeitig nahmen sie Kontakt zu den Mitgliedern des Internationalen Roten Kreuzes auf, das unter der Leitung des Schweizers Paul Dunant bereits am 2. Mai Ghetto und später auch die Kleine Festung unter Schutz des Internationalen Roten Kreuzes übernommen hatte. Am späten Nachmittag des 8. Mai 1945 rollten die ersten sowjetischen Panzer durch Theresienstadt in Richtung Prag.
In den folgenden Tagen unternahm die sowjetische Armee auf Bitten der tschechischen Ärzte die vorbeugenden Maßnahmen in ganz Theresienstadt und lieferte dringend benötigte Hilfsmittel. Den sowjetischen, tschechischen und jüdischen Ärzten, medizinischem Personal aus der Tschechoslowakei und aus den Reihen der ehemaligen Gefangenen sowie vielen Freiwilligen aus der Umgebung gelang es gemeinsam die Seuche auszurotten, die bereits Hunderte Opfer gefordert hatte.
Alle Beteiligten setzten zur Rettung der Typhuskranken ihr eigenes Leben ein. Ende Mai war die größte Gefahr überstanden und die Repatriierung der etwa 30.000 Überlebenden, die aus insgesamt 30 Ländern kamen, konnte beginnen. Am 21. August 1945 war sie beendet.

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NATIONALFRIEDHOF VOR DER KLEINEN FESTUNG

Der Nationalfriedhof wurde auf Anregung ehemaliger Häftlinge und der Erben der Gefangenen, die nicht überlebten, nach der Befreiung 1945 angelegt. Die sterblichen Überreste der vom 1. März bis 7. Mai 1945 Gestorbenen, die in sechs Massengräbern an den Schanzen verscharrt worden waren, wurden exhumiert und auf dem Nationalfriedhof beigesetzt. Unter diesen Exhumierten waren viele Gefangene der Evakuierungsmärsche, die im Mai 1945 die Kleine Festung erreichten.
Am 16. September 1945 fand die feierliche Begräbniszeremonie für 601 exhumierte Opfer statt. Daran nahmen ehemalige Gefangene, Nachkommen der Verstorbenen, Honoratioren des politischen und öffentlichen Lebens der Nachkriegs-Tschechoslowakei und der allgemeinen Öffentlichkeit teil. Unter ihnen waren der tschechoslowakische Außenminister, Jan Masaryk, und JUDr. Milada Horáková als Sprecherin der weiblichen Gefangenen.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Theresienstadt / Terezín zu einem ehrenvollen Ort des Gedenkens für das tschechoslowakische Volk. Ein Gedenkgottesdienst wurde auf dem Nationalfriedhof anlässlich des ersten Jahrestages der Befreiung am 5. Mai 1946 gehalten. Bestattet wurden damals die exhumierten Opfer aus dem gemeinsamen Grab in Lovosice, aus dem im Zwangsarbeiterlager bei Leitmeritz / Litomĕřice gefundenen Massengrab und vom kommunalen Friedhof der Stadt Terezín.
Die Asche der 52 Gefangenen, die am 2. Mai 1945 in der Kleinen Festung hingerichtet worden waren, wurde ebenfalls auf dem Nationalfriedhof in einem Grab beigesetzt. Außerdem wurden die Urnen mit der Asche der Typhusopfer aus dem Krematorium hierher gebracht sowie die Asche aus den in der Nähe gefundenen Gruben, vorwiegend die Überreste der Toten des Ghettos Theresienstadt.
Erst 1958 wurde bei Bauarbeiten in der Nähe der unterirdischen Fabriken bei Litoměřice ein Massengrab entdeckt: die Asche der jüdischen Gefangenen aus dem Ghetto. Sie wurde sofort auf den Nationalfriedhof überführt.
Auf dem Nationalfriedhof sind 2.386 Opfer in Einzelgräbern beigesetzt, in Urnen- und Särgen. Mehrere Tausend Tote aus der Kleinen Festung, aus dem Ghetto Theresienstadt und dem Konzentrationslager Leitmeritz / Litomĕřice sowie die Toten der Todesmärsche und –züge wurden in Massengräbern beigesetzt. Sie sind mit fünf Granitpylonen markiert. Insgesamt etwa 10.000 Opfer liegen auf diesem Nationalfriedhof.

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JÜDISCHER FRIEDHOF UND KREMATORIUM

Die Toten des Ghettos Theresienstadt wurden auf diesem Friedhof in der Nähe des Ortes Bauschowitz / Bohušovice und des städtischen Friedhofs in Einzel- und Massengräbern bestattet. Etwa 9.000 Opfer aus dem Ghetto liegen hier.
Das auf dem Friedhof stehende Krematorium wurde am 7. September 1942 in Betrieb genommen. Ungefähr 30.000 Tote, sowohl aus dem Ghetto als auch aus dem Polizeigefängnis in der Kleinen Festung und später auch aus dem Konzentrationslager Leitmeritz / Litomĕřice wurden nach den Aufzeichnungen Überlebender darin eingeäschert. Die Urnen wurden im Kolumbarium - einem Teil der ehemaligen Festungskasematen - gelagert. Vor Kriegsende ließen die Nazis diese Urnen vernichten; Gefangene des Ghettos mussten die Asche in die Eger / Ohře schütten.
Der Platz, an dem die Nationalsozialisten die Asche der gemarterten Gefangenen im November 1944 in die Eger schütten ließen, ist heute ein Gedenkort.
Von Mitte März bis zur Ankunft der ersten Evakuierungstransporte fanden keine Verbrennungen statt; die Toten aus Theresienstadt und Leitmeritz wurden in Massengräbern vergraben. Inzwischen war in Leitmeritz / Litomĕřice ein weiteres Krematorium gebaut worden, das im April 1945 seine Tätigkeit aufnahm. In einem Monat wurden dort etwa 400 Leichen verbrannt. Als die Evakuierungstransporte Ende April 1945 Theresienstadt erreichten, wurde das dortige Krematorium wieder in Betrieb genommen.
Der Jüdische Friedhof wurde nach dem Krieg umgestaltet. Heute ist er ein in die Landschaft integrierter Gedenkort.

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INTERNIERUNGSLAGER

Von 1945 bis 1948 diente der vierte Hof der Kleinen Festung als ein Internierungslager, anfangs für deutsche Kriegsgefangene aus Wehrmacht und SS, später für Deutsche, die zur Aussiedlung aus der Tschechoslowakei bestimmt waren und hier gesammelt wurden. Dieser Teil der relativ jungen Geschichte Theresienstadts / Terezíns war für lange Zeit tabuisiert; Archivmaterial war für Forschungszwecke nicht zugänglich.
Erst die demokratische Wende ermöglichte den Historikern normales Arbeiten und die Erschließung der Quellen. Damit verbundene Fragen konnten objektiv behandelt werden. Die Forschungsergebnisse konnten 1997 veröffentlicht und später auch in einer Sonderausstellung auf dem vierten Hof vorgestellt werden.